Mein Herz schlägt für den Herbst!

Ich liebe den Herbst. Er gehört zu einer meiner liebsten und schönsten Zeit des Jahres. Frühling, Herbst, Winter. In der Reihenfolge. Und ist er diesmal nicht noch goldener als Golden?

Wo bleibt der Sommer fragt ihr euch?

Mal ehrlich, bin ich wirklich die Einzige, die diese alljährlich wiederkehrenden Medien propagierenden „das Wetter ist ja so schön“ masseneuphorischen Gefühlsausbrüche nervig findet? Habe nur ich das Gefühl, dass der Sommer jedes Jahr so zelebriert wird, als ob es der Erste und der Letzte sein könnte? Alle jubeln ihn zu, alle scheinen gute Laune zu haben und freuen sich. Sobald die lodernden Flammen, ehm… ich meine natürlich die ersten Sommersonnenstrahlen die Erde berühren, ist drinnen aufhalten plötzlich ein ernstzunehmendes Vergehen. Dinge, wie zum Beispiel Ausflüge machen, Urlaub, Picknick, Cocktails, im Biergarten sitzen, Eis essen, Grillen, Cabrio fahren, Leute treffen, werden offenbar nur auf diese Jahreszeit reduziert. Und wenn uns das Sommerglück schlagartig und jedes Jahr aufs Neue völlig unerwartet verlässt, fängt die kollektive Trauer der Sonnenanbeter über den wie immer  viel zu kurzen Sommer an.

Man merkt, ich bin kein großer Fan des Sommers.

Nun ja, ich kann ihn mögen, aber nicht lieben.  Manchmal hasse ich ihn sogar. Mit Sommer verbinde ich hauptsächlich nur ein Gefühl, und zwar Leid und körperliche Schmerzen.

Sobald das Thermometer die 25° Marke überschreitet (meine persönliche Wohlfühlgrenze) mutiere ich zum schwitzenden Jammerlappen.  Bei 30°  Grad im Schatten vegetiere ich dahin.

Mein Überlebensmodus wird aktiviert.

Wie ein Vampir husche ich von Schatten zu Schatten, aus Angst mir Verbrennungen ersten Grades einzufangen oder gar gänzlich zu Staub zu zerfallen.

Wie bei einem Mutanten aus X-Men, verwandelt sich meine wunderschöne gottgegebene ultra-schneeweiße Haut (im Ernst, ich glaube ich bin so ein Glitzerdings aus Twilight  und reflektiere Sonnenlicht), trotz Lichtschutzfaktor 1000 in gefährliches Feuerwehr-Signalrot.

Wie ein Yeti in einer lebensfeindlichen Umgebung, auf der  verzweifelten Suche nach kühlender Erlösung, kennt mein Instinkt nur ein einziges Ziel. Ein Ort der Rettung, der Erleichterung und der wohltuenden Erfrischung. Dieser Ort ist meine Arbeit, mein Büro. Dort gibt es eine Klimaanlage. Nur dort herrschen annährend arktische Temperaturen, an denen Mister Freeze seine Freude haben würde. Dort könnte ich Übersommern.

Bin ich ein bösartiger Mensch, wenn ich sage, dass ich mir in der Zeit nichts mehr erhoffe als ein wenig Donnerwetter, ein kleines „Day After Tomorrow“, meine eigene kleine Eiszeit.

NEIN, ich wünsche mir nicht, dass der Sommer für immer bleiben möge. Und ja, was manch einer als „Richtiger Sommer“ bezeichnet, nenne ich „Höllenfeuer“.  Ich gehöre bestimmt nicht zu der Gruppe der  Menschen, die sich  über den kalendarischen Normalzustand beschweren und sich im Herbst oder Winter den Sommer herbeiträumen.

JA, ich freue mich auf den Herbst, und sage ENDLICH. Endlich raus aus der quälenden Umklammerung der Sommerträgheit.  Endlich schöne kühle Luft, bei der man wieder tief einatmen kann, ohne sich gleich die Lunge zu versengen. Stattdessen beschert sie uns reizende rosa Wangen ins Gesicht. Endlich wieder zarte Sonnenstrahlen, die bloß ein wenig die Nase kitzeln, statt uns gleich einen Hitzeschlag zu verpassen. Endlich wieder eine Sonne, die keine Fata-Morganas erzeugt oder uns sogar schlimmstenfalls mit Erblindung droht, sondern alles viel sanfter und gleichzeitig klarer erscheinen lässt. Endlich auch bei minimaler Anstrengung  nicht Gefahr laufen zu müssen, durch literweisen Flüssigkeitsverlust zu kollabieren.

Für mich bedeutet Herbst:

  • Die Welt dreht sich nicht mehr im Schleudergang. Endlich Zeit für Ruhe und Gemütlichkeit. Mal einfach die Seele baumeln lassen und abschalten. Wieder ein gutes Buch lesen und alles rings um sich herum vergessen. Den ganzen Tag gemütlich, eingekuschelt in einer Decke, auf der Couch liegen und sich zum 100sten mal alle „Star Wars“ Filme reinziehen oder 24 Stunden lange Serienmarathons veranstalten. Die beste Gelegenheit um sich durch alle angehäuften Teesorten zu probieren oder leckere heiße Schokolade zu schlürfen.

  • Die schönsten Sonnenauf- und untergänge. Der Himmel leuchtet in Rot-, Rosa, und Orangetönen.

  • Regelmäßige Wetterkapriolen. Von knallblauem Himmel und fröhlichem Sonnenschein, bis hin zu Sturm, Regen, Dunst,  Nebel  und Schnee.

  • Lange Spaziergänge durch bunte Wälder. Die Natur taucht in Farbe und zeigt sich von ihrer besonders malerischen Seite. Die Sonne scheint durch rote, gelbe und orange Blätter. Selbst der unscheinbarste Baum verwandelt sich.

  • Laubbedeckte Straßen. Es gibt nichts Schöneres als durch ein Meer aus raschelnden Blättern zu laufen.

  • Mit meinem Sohn bunte Blätter und Kastaniensammeln und sich mitfreuen wenn er glücklich, die Taschen voller Herbstschätze, von Laubhaufen zu Laubhaufen springt. Manchmal weckt der Herbst das Kind in mir, und ich mache begeistert mit.

  • Hallo Halloween. Kürbisse schnitzen, Geister, Grusel, Süßes oder Saures. Und für mich als Horrorfan, jede Menge Monster und Untote in der Flimmerkiste.

  • Martin und Laternenumzüge. Ist es nicht faszinierend, wie ein wenig Laternenlicht Kinderaugen zum Leuchten bringt?

Der Gedanke an Herbst hält mich im Sommer am Leben.

Herbst