Über mich !!

Huch! Wie bist du denn hier gelandet? War es ein Versehen? Hast du dich verlaufen und findest den Weg nicht mehr zurück?
Jetzt da du hier bist, bleib doch noch ein wenig und lerne mich erstmal richtig kennen.

Hallo, mein Name ist Olga.

Ok, ich weiß, was du jetzt denkst: was für ein wundervoller und wohlklingender Name, stimmt’s?
Er strotzt nur so von Selbstbewusstsein, Intelligenz und Kreativität. Der Name dieser Frau ist stark und stolz.

Das hast du vollkommen richtig erfasst. Wir scheinen uns auf Anhieb gut zu verstehen. Und weil mein Name so aussagekräftig ist, habe ich gleich meine Website so benannt. Noch den Nachnamen dazu und Zack, Boom, Bang: Auf die Klappe, fertig, los!
Wie du siehst, meine Fantasie ist unermesslich.

Geboren wurde ich in Kasachstan. Genaugenomen im nördlichen Teil des Landes.
Inmitten der endlosen Steppe, am Ufer des Flusses Ischim verbrachte ich einen Teil meiner sorglosen Kindheit.
Zuviel Information? Macht nichts wenn du das Land nicht kennst oder nicht weiß wo es liegt. Nicht viele wissen es. Google sagt es dir.

Meine Familie gehörte dort zur deutschen Minderheit. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verließen wir Kasachstan und wanderten aus.
So landete ich 1990 im Alter von neun Jahren im deutschen Baden-Württemberg. Da tauschte ich meinen Beschbarmak gegen Spätzle, die Steppe gegen den Odenwald und das hochdeutsche „St“ gegen das „Sch“.

Mit mädchenhaften 20 schaffte ich es dank meines gewinnenden Wesens (Achtung Ironie), einem Auto voller Bücher und einer Nichtraucherlunge, das Herz meines Mannes im Sturm zu erobern. Das behauptet zumindest mein Mann. Und weißt du was, ich glaube ihm. Ich war nie das klassische Mädchen. Man ordne mich der Gattung Kumpeltyp zu.
Ich bin die Eine, der man anstelle von Blumen lieber eine Flasche Bier überreicht. Diejenige die ihre Haare morgens nur mit den Fingern zurechtzupft und ungeschminkt aus dem Haus geht. Mein einziges Outfit-Problem besteht darin das passende Paar Socken zu finden.
Bei Frauengesprächen über Shoppingtouren, Friseurbesuch und Schminktipps  kollabiert meine angeborene intellektuelle Neugier. Mein Gehirn schaltet auf Durchzug und der kleine Affe im Kopf bekommt genug Platz um seine Becken zu schlagen.
Und zu guter Letzt: Was zum Geier hat sich Mutter Natur bei langen Fingernägeln gedacht? Warum stattet sie die sonst so perfekte Schöpfung Frau mit einer solchen Fehlkonstruktion aus?
Obwohl sie manchmal so spitz wie eine Waffe erscheinen, wären sie doch ziemlich unpraktisch bei einer Zombie-Apokalypse.

Nachdem ich also verhindert habe, dass mein Ehemann seine Ewigkeit an der Seite einer elfenhaften, weiblichen Schönheit verbringt, oder sogar noch schlimmer – einem prinzesschenhaften Modepüppchen, machte ich eine Ausbildung als Technische Zeichnerin und studierte anschließend Architektur.

Jawohl, ich entwerfe die Welt von Morgen. Ich bin ein kreatives Baugenie. Eine Baumeisterin, die ganze Städte mit verrückten, auffälligen Konstruktionen vollmüllt. Und das möglichst im Alleingang.
Die Freizeit verbringe ich, in dem selbstverständlich von mir selbst entworfenen sterilen Beton-Glashaus-Domizil. Als Zeichen meiner Zunft-Zugehörigkeit, trage ich den klassischen schwarzen Rollkragenpullover und fahre standesgemäß einen Porsche. Denn nichts drückt Kreativität und Intellektualität besser aus, als die Farbe Schwarz und ein „seht her, ich habe es geschafft“ Automobil.

Sorry, ich muss dich leider enttäuschen. Keines dieser Klischees erfülle ich auch nur ansatzweise.
Da ich kein Mitglied in der Architektenkammer bin, darf ich mich theoretisch noch nicht mal Architektin nennen.
Aber Schwamm drüber! Halten wir uns hier nicht mit solchen Kleinlichkeiten auf.

Meine berufliche Laufbahn ist schnell zusammengefasst. Ich erstellte Detail- und Konstruktionszeichnungen die dafür sorgten, dass die genialen Ergüsse meiner Kollegen und Kolleginnen (wir wollen geschlechtergerecht bleiben) in die Tat umgesetzt werden konnten. Das zumindest war, neben anderen Aufgaben, der Hauptaspekt meiner Arbeit. Ich bezeichne mich als die heimliche Heldin meines Berufsstandes. Abends eine normale Sterbliche, tagsüber Hebamme der ein oder anderen schweren Kopfgeburt.

Da wir jetzt so offen miteinander reden, verrate ich dir auch gleich warum aus mir keine berühmte schwarztragende Architekturgötting à la Zaha Hadid geworden ist und mein Name nie die Architekturgeschichte prägen wird.

  • Historische Bauwerke sehen für mich alle gleich aus.
    Einzelne Stilepochen erkenne ich selbst dann nicht, wenn ein großes Neonschild darauf hinweisen sollte.

    Schön anzusehen sind die Behausungen aber allemal. Schließlich bin ich keine Kulturbanausin.

  • Ich bin durch und durch ein Computermensch.
    Künstlerisch nicht total talentfrei doch auf der Architekturebene im Großen und Ganzen ein Pfeife.

    Das führt mich sogleich zum nächsten Punkt.

  • „Gestalten“ mit Ton als Studienfach hat sich mir bis heute nicht erschlossen.

    Das zeitraubende Formen von Tontieren und Krügen hat weder die Künstlerin in mir hervorgekitzelt noch hat es meine Fantasie beflügelt.

    Als Therapiemethode jedoch sicherlich gut, wenn man den stressigen Aspekt dabei außen vor lässt.

  • Ich bin eher ein technisch versierter Mensch.

    Diese Eigenschaft belastet meinen kreativen Verstand, wodurch er sich niemals gänzlich entfalten kann.

    Schließlich muss alles was theoretisch auf das Papier gebracht wird auch praktisch umgesetzt werden.

  • Entwerfen liegt mir nicht.

    Das ist wohl die Triebfeder meiner mangelnden Prominenz in der Welt der Architekten.

    Für mich ist Architektur im Grunde vier Wände und ein Dach. Es ist alles quadratisch, praktisch, gut.

    Mir fehlt das gewisse „Je-ne-sais-quoi“. Oder wie schon meine Professoren ausdrückten: es fehlt der Hang zur Übertreibung.

Oh, du musst nicht glauben, dass es mich traurig macht, unzufrieden, neidisch oder frustriert. Ich bin oder besser gesagt war, mit meiner Rolle im Mikrokosmus des Architekturuniversums voll und ganz zufrieden.
Denn wie sagte Robert Schumann so schön: „Wenn alle die erste Geige spielen wollen, kommt kein Orchester zusammen“. Dieser Satz gilt nicht nur für die Musik.

Kennst du das Gefühl des Fernwehs? Ich meine damit  nicht die Gedanken an den nächsten Urlaub. Mal für zwei Wochen seine Füße in den Strand stecken, vielleicht ein Abendteuer erleben und dann wieder ab nach Hause. Nein, ich meine damit der Wunsch nach kompletter Veränderung. Das Leben umkrempeln. Irgendwo neu anfangen.
Nachdem meine kleine Familie einige Schicksalsschläge verkraften musste, wurde die innere Unruhe umso größer. Ich kam mir vor wie in einer Zeitschleife. Das Leben glitt an mir vorbei, aber die schönen Momente konnte ich einfach nicht mehr richtig greifen. Heute würde ich sagen, ich war einfach müde und ausgepowert. Ziemlich groggy, findest du nicht auch?

Ende 2018 bekam mein Mann ein Jobangebot aus Österreich. Wir mussten beide nicht lange überlegen. Ich war schwanger und wollte nach der Geburt sowieso eine Auszeit nehmen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Irgendwann kommt niemals.
Ein wenig schlechtes Gewissen hatte ich gegenüber meinem Erstgeborenen. Schließlich war erst eingeschult worden. Aber hey, dachte ich mir eines Tages, es ist die erste Klasse und kein Astronauten Auswahlverfahren.
Im Sommer 2019 zogen wir also um. Im Schlepptau ein knapp siebenjähriger, ein halbes Jahr altes Baby und ein Hausdrachen die sich Katze schimpft.
Wir verließen Karlsruhe und schlitterten ungebremst unserem frischgebackenen Leben entgegen.

Nun sind wir hier im schönen Vorarlberger Feldkirch. Mitten im Dreiländereck Österreich-Liechtenstein-Schweiz.
Jetzt heißt es Servus, Grüaß di und Grüaß Gott!
Bereut haben wir unseren Ausbruch keine Sekunde lang und eine Rückkehr nach Deutschland ist für uns im Moment unvorstellbar. Wir vermissen gerade nichts. Naja, eins gibt`s vielleicht doch. Der Karlsruher Christkindlesmarkt wird mir mit Sicherheit a bissl arg fehlen.

Fragst du dich, wie es nun weitergeht? Ich für meinen Teil, schaue jeden Tag aus dem Fenster, trinke meinen Kaffee und denke mir: „Heut wird/ist/war ein guter Tag. Und wenn nicht, dann warte ich halt bis morgen.“

Alla hopp! Du hast dir tatsächlich alles durchgelesen. Hast mein Gebabbele ertragen.

Für mich steht fest, du bist gekommen um zu bleiben.

Deine Olga